Menschen,Keine zachlen


 

Die Stiftung „Centrum“ („Zentrum“) der Familie Popiela wurde im Jahre 2018 auf Initiative von Dariusz Popiela, einem Sportler, Olympioniken, Medaillengewinner der Welt- und Europameisterschaften, einem langjährigen Repräsentanten Polens im Slalom-Kanusport gegründet.

Das Bedürfnis des Gedenkens der jüdischen Gemeinschaft von Krościenko am Dunajec ermutigte uns zur Schaffung eines größeren Projekts unter dem Namen „Menschen, keine Zahlen“, dessen Konzept wir zusammen mit Joanna Kurczap und Elżbieta Magenheim ausarbeiteten. Die Vorbereitung des Projekts war dank Dr. Karolina Panz möglich, da sie Einwohnerlisten vom Jahre 1942, die von Judenräten in vielen Orten im Tatra-Vorland (Podhale) angefertigt worden sind, entdeckt hatte. Diese Entdeckung ermöglichte uns, aller 256 jüdischen Einwohner und Einwohnerinnen von Krościenko durch die Aufstellung des von Grzegorz und Joanna Kurczap entworfenen Denkmals, zu gedenken. Das Projekt in Krościenko war von wesentlicher Bedeutung hinsichtlich unserer weiteren Pläne und nächster Gedenkprojekte. Die dank dem Projekt gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse lassen uns in weiteren Ortschaften wirksam handeln.


Projektziele

Die Errichtung eines Denkmals zum Andenken an eine Jüdische, im Holocaust ermordete Lokalgemeinschaft, auf dem alle vor– und Nachnamen der Opfer Genannt werden. 

Forschungsarbeiten

Um das o.g. Ziel zu erreichen, sind Archivrecherchen und Expertenberatungen notwendig. Unsere Tätigkeiten werden sehr oft auf einem Friedhofsgelände durchgeführt. Daher arbeiten wir eng mit der Rabbinischen Kommission für Friedhöfe zusammen, um zu gewährleisten, dass alles unter Berücksichtigung des jüdischen Rechts „Halacha“ erfolgt. Da der Respekt gegenüber Toten das Grundprinzip unseres Handelns ist, fördern wir ausschließlich diejenigen Formen des Gedenkens, die von den Experten der o.g. Kommission genehmigt werden. 


Die Aktivierung der lokalen Gemeinschaft

An erster Stelle werden von uns lokale „Wächter der Erinnerung“ in das Projekt involviert. In vielen Ortschaften gibt es Menschen, die sich seit Jahren um den Erhalt der Erinnerung kümmern und die meistens bereits versucht haben, ihrer jüdischen Nachbarn zu gedenken. Sie sind ein Bestandteil unseres Projekts und ihre ausgezeichneten Kenntnisse über die lokale Geschichte tragen zur Beschleunigung der Durchführung unserer Vorhaben bei. 


Feststellung der Lage der Massengräber

Wir versuchen die Orte der tragischen Ereignisse zu lokalisieren. Um die Lage der Massengräber, die bisher anonym ohne jegliches Gedenken verblieben, festzustellen, werden Archivrecherchen durchgeführt und Zeitzeugenberichte gesammelt. Die Massengräber werden von uns unter Einhaltung der halachischen Gesetze gesichert und in würdige Gedenkstätten umgewandelt. In dem Zusammenhang lassen wir uns von Experten auf diesem Gebiet beraten. In Kooperation mit der Stiftung der Familie Nissenbaum sorgen wir für eine entsprechende Friedhofsumzäunung. Mit der Stiftung „Zapomniane“ kümmern wir uns darum, ein würdiges Andenken der Massengräber zu schaffen. Alle unsere Handlungen werden von den Vorstehern der Rabbinischen Kommission für Friedhöfe überwacht. 


Erziehung

Es liegt uns sehr viel daran, dass die Erinnerung an die Ermordeten weder eine bloße Zahl noch ein allgemeiner Begriff „Juden“ bleibt. In diesem Zusammenhang verbreiten wir das das Wissen über lokale Einwohner durch die Veröffentlichung ihrer Lebensläufe in den sozialen Medien. Wir arbeiten auch mit den lokalen Medien zusammen. Darüber hinaus organisieren wir Schultreffen, damit zukünftige Generationen die Erinnerung an die Ermordeten aufrechterhalten.

Ein wichtiger Bestandteil unseres Projekts nach der Enthüllung des Denkmals ist die Anbringung von Bildungstafeln, die nach folgendem Muster verläuft:

 

DIE TAFEL DES LEBENS: Stellt das Leben der Gemeinschaft vor der Besetzung dar.

DIE TAFEL DER VERNICHTUNG: Beschreibt den Tag der Aussiedlung und das tragische Ende der Gesellschaft einschließlich der Angabe der für die Vernichtung auf dem Gebiet verantwortlichen SS- und Polizeiführer.

DIE TAFEL DER GRAUSAMKEIT: Wir gedenken anonymer Massengräber und versuchen die Umstände des Mordes genau zu beschreiben, sowie die Namen der Opfer herauszufinden.

DIE TAFEL DES WISSENS: Stellt die Haupttafel dar und enthält Informationen bezüglich: der Geschichte des Ortes z.B. eines Friedhofs, auf dessen Gebiet sich das Denkmal befindet, sowie des Projekts selbst, lokaler Wächter der Erinnerung, Patronate und Spender.

DIE TAFEL DER HOFFNUNG: Informiert über die Schule bzw. Schulen, die das Patronat über die Gedenkstätte haben. Dies ist nicht nur für die Zukunft dieses Ortes sondern auch für das lokale Bewusstsein über die Vergangenheit von großer Bedeutung. Mit der Tafel der Hoffnung ist der alljährliche Besuch der Jugendlichen in dem Vernichtungslager – der Gedenkstätte in Bełżec verbunden.

Gedenkzeremonie

Wir sind uns der Wichtigkeit unserer Gedenkzeremonie, die symbolisch für die erste Beerdigung der Opfer steht, bewusst. Das Ziel der Nazis bildete die endgültige Vernichtung sowohl der Juden selbst als auch der Erinnerung an sie. Daher ist es von großer Bedeutung, dass wir der Personen in ihren ehemaligen Lebensorten gedenken. Ein großer Wert wird auf einen würdigen Ablauf der Gedenkveranstaltungen gelegt. Das ist sehr oft das erste Mal, wann wir in der Anwesenheit von Abkömmlingen, dem Rabbiner und Vertretern lokaler Konfessionen für die Opfer gemeinsam beten können. Es ist uns wichtig, dass während jeder Gedenkzeremonie alle Vor- und Nachnamen der Opfer vorzulesen.


Sensibilisierung

Während unserer Projektaktivitäten versuchen wir die Lokalgemeinschaft anhand von Fahnen, Postern, Flugblättern sowie Wandbildern oder Lichtinstallationen in unser Projekt mit einzubeziehen. Gleichzeitig sind wir für neue Ideen und Anregungen offen, da sie der beste Beweis dafür sind, dass das Projekt von großherzigen Menschen geschaffen wird. Dank Ihrem Engagement, Ihrer finanziellen Unterstützung und allerlei Hilfe sind unsere Gedenkprojekte möglich. Für Ihr Vertrauen und Ihre Großzügigkeit bedanke ich mich bei Ihnen von ganzem Herzen.

Vorsteher der Stiftung „Centrum“

Dariusz Popiela